Zisterziensernonnenkloster und Klosterlinde

Die ältesten noch vorhandenen Reste des ehemaligen Klosters sind der quadratische Turm und Rundbögen im Kirchenschiff. Ein Teil der Klosterkeller und Mauerreste, an denen ein Türbogen und vermutlich das Fenster der Eingangspforte der Äbtissin erkennbar sind. Der romanische Turm hat heute, auf jeder Seite zugemauerte rundbogige Fenster mit Kuppelsäulen, die in Zweier-und Dreiergruppen angeordnet sind. Im Durchgang vom Turm zum Dachboden ist noch eine gut erhaltene Kuppelsäule sichtbar. Damals schloss der Turm unterhalb der heutigen Schalllöcher ab.

Georgii Kirche KelbraGeorgii Kirche Kelbra

Der heutige Holzausbau im Turminneren stammt wahrscheinlich vom Anfang des 19.Jahrhunderts.
Heute ist das Portal, welches in den Turm führte durch den Blasebalg der Orgel verbaut. An der Nordseite der Kirche bis hin zur Stadtmauer stand ein weiteres romanisches Gebäude. Von den 4 zugänglichen Kellergewölben stammen 2 noch aus der Zeit der Klostergründung. In der hochgotischen Zeit (wahrscheinlich Ende des 14.Jahrhunderts) erfolgte der Ausbau zu einer Hallenkirche. Auch der Wirtschaftskomplex wurde erweitert. Das spitzbogige Portal in der Thomas-Münzer-Straße war vermutlich der Eingang dafür.

Georgii Kirche Kelbra

An die Keller wurden in westlicher Richtung 2 weitere Gewölbe eingebaut. Das mittelste Kirchenschiff wurde östlich bis zur Marktstraße erweitert. An der östlichen Turmaußenwand ist noch eine Dachspur erkennbar, die von der alten hochgotischen Kirche stammt. Das Kloster unterhielt auch eine Schule, die auf dem Klostergelände lag. Sie wurden von den Kindern der Edlen und Freien besucht. Nach der allmählichen Auflösung des Klosters in der 2.Hälfte des 16.Jahrhunderts wurde die Kirche zur großzügigen Stadtkirche umgebaut. Dabei wurden die Turmecken auf gemauert und damit das heutige Bild geschaffen. Nur die Dachform wurde in späterer Zeit verändert. 2 rundbogige Türportale, die Schalllöcher auf dem Turm und das östliche Hauptportal tragen typische Renaissancezüge.

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Nach dem großen Brand 1607, bei dem auch die Kirche beschädigt wurde, musste sie ausgebessert werden und wurde weiter zur Stadtkirche modernisiert. Aus dieser Zeit stammen auch der Taufstein und das Altarbild.
Ende des 17.Jahrhnderts und im 18.Jahrhundert wurden noch einige kleine barocke Fenster in den Giebel eingesetzt. Dem großen Brand von 1607 fiel auch das Klostergebäude zum Opfer. Das Pfarrhaus (Oberpfarre) wurde von Grund auf neu errichtet. Das Refektorium (Speisesaal) wurde zur Knabenschule. Im 19.Jahrhundert wurden die klassizistische Häuserzeile und das jetzige Pfarrhaus errichtet. Nach Umbauarbeiten blieb nur ein Teil der Wappentafeln erhalten.

Ausstattung der Kirche

Der Altar

  • Altar ist aus Sandstein, mit einem Ölgemälde von 1619 von Christian Richter
  • auf der Mitteltafel wird das letzte Abendmahl Jesu Christi mit den Jüngern dargestellt, im Hintergrund eine Stadtszene
  • der rechte Flügel zeigt auf der Vorderseite das Passahmahl (verspeisen des Passahlammes) vor dem Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, im Hintergrund Stadtszene
  • auf der Rückseite Moses, die Gesetzestafel haltend
  • linker Flügel- auf Vorderseite bildliche Darstellung der Mannalese in der Wüste (Einöde) vor Felslandschaft auf der Rückseite- Bild von Johannes mit Opferlamm

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Inschrift auf Predella- (Tafel unter Altarbild)
  
„So oft ihr von diesem Brodt esset und von diesem Kelch trinket
  Sollt ihr des HERREN todt verkündigen, „bis das er kommt“

  • Überlieferung aus dem 1.Korintherbrief des Apostel Paulus, der erklärt, wie das Abendmahl gefeiert wird

Die Kanzel

  • besteht aus einem gefeldertem Korb auf kelchförmigen Unterbau mit korinthischer Säule von Weinreben umwunden, mit doppelten Postament
  • an den Kanten – Säulen mit Schaftringen
  • auf den Feldern rundbogige Nischen mit den Figuren: Jesus Christus als guter Hirte, die 4 Evangelisten Matheus, Markus, Lukas und Johannes
  • an der Seite des Zugangs- Darstellung von Mariä Verkündung
  • über dem Korb- sechseckiger Schalldecke mit Zahnschnittgesims
  • auf geschweiftem Postament mit Plattform – eine Kugel mit dem Christkind und dem Weltapfel
  • Zugang erfolgt durch gefederte Tür zwischen Säulen, darüber ein Zahnschnittgesims und Flachgiebel

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Das Lesepult

  • fünfseitiges gefederter Korb aus Alabaster auf einem profiliertem Sockelsims – darüber Inschriftenfries und profiliertes Brüstungsgesims
  • auf den Feldern Rundbogennischen mit Reliefbüsten die Jesus Christus mit den Gesetzestafeln darstellen Inschrift: von 1719 – barocke Arbeit mit südlichem Einfluss

Georgii Kirche KelbraGeorgii Kirche Kelbra

Die Emporen

ehemals dreiseitige doppelte Emporen mit gemalten Feldern und Adelsgalerien aus dem 17/18.Jahrhundert.

Georgii Kirche Kelbra Empore

Die Glocken

  • Glockenstuhl lt. Ältester Inschrift aus dem Jahr 1809
  • kann 3 Glocken aufnehmen
  • z.Z. hängen eine Bronzeglocke von 1869 und eine Stahlgussglocke von1955 auf dem Turm

Inschrift:  von 1917 – barocke Arbeit mit südlichem Einfluss

Die Glockeninschrift

Der Landmann zieht die langen Furchen, zur Eintracht zum Herz inniglicher Vereine, getrost, wenn Gott den Segen gibt, vergolden, wenn er Gott fürchtet und ihn liebt.
Bete und Arbeit so wird Dich Gott segnen.
Gegossen von Gegr. Ullrich zu Laucha a/Unstrut 1869.
Gott ist unsere Zuversicht und Stärke eine Hilfe in den großen Nöten die uns getroffen haben 1955.

Die Geschichte

Im Jahr 1251 stifteten die Grafen von Beichlingen das Nonnenkloster, welches in den Zisterzienserorden aufgenommen wurde. Das Kloster wurde in den Schutz des heiligen Ritters St. Georg gegeben, von dem es seinen Namen erhielt. Der Schutzpatron gab dem Kloster ein besonderes Ansehen. Auf dem Kirchensiegel wir der als Ritter dargestellt, der mit der Lanze den Drachen tötet. Das Kloster hatte das Patronatsrecht über etliche Kirchen und erwarb im Laufe der Zeit großen Reichtum. Es besaß in vielen Orten Ländereien und Güter und vereinnahmte von 21 Orten Geldzinsen, sowie von 21 Getreidezinsen. Die Grafen von Beichlingen besaßen das Patronatsrecht über das Kloster. Sie waren sehr begütert und gaben reichlich Besitz an das Kloster.

Adelsfamilien, vor allem solche, die ihre Töchter ins Kloster geben wollten, schenkten ansehnliche Besitzungen.
Trotz dieses großen Grundbesitzes sinkt Ende des 15.Jahrhunderts der Wohlstand des Klosters. Am 31.10.1517 schlug Martin Luther seine Thesen an die Tür der Stadtkirche zu Wittenberg. Seine Lehren verbreiteten sich allmählich in Deutschland, so auch in der Goldenen Aue. Luther wollte seine Angriffe gegen die päpstlichen Irrlehren damaliger Zeit, wie z.B. den Ablasshandel, nur auf die Reformation der Kirche beschränkt wissen. Thomas Münzer aber ging weiter. Er reif 1525 die Bauern und Leibeigenen zum Kampf gegen die Kirche und gegen die Landesherren auf. Ihm  folgten auch viele Kalabrier und Altendörfer. Bereits am 1.5.1525 sind diese im Aufruhr. Das hiesige Kloster wurde geplündert und die Feudalhöfe wurden bedrängt. Die Bauern fordern die Aufteilung des klösterlichen und des grundherrlichen Besitzes. Wegen der Bauernunruhen verließen die Nonnen schon vor der Plünderung das Kloster. Wertvolle Gegenstände nahmen die Grafen in Obhut.
Nach der Niederlage der Bauern wurde, wie anderenorts auch, in Kelbra Strafgericht gehalten. Nach den Bauernaufständen kehrten einige Nonnen ins Kloster zurück. Das Klosterleben blühte aber nicht wieder so wie vorher auf.

Durch den Einfluss des sich langsam verbreiteten protestantischen Glaubens, sank das Ansehen katholischen Kirche und der Klöster immer mehr. Mitte des 16.Jahrhunderts wurde das Kloster wieder verlassen und das Klostervermögen aufgelöst. Dabei teilten sich die weltlichen Herrscher, wie die Grafen von Stolberg und Schwarzburg und die Gutsbesitzer aus Kelbra, die von Arnswald und Tütchenrode den größten Teil. Kelbra und Altendorf erhielten den geringsten Teil, das waren die jeweiligen Kuhriethe. Das Stadt- bzw. Gemeindeholz und einige Wiesen. Diese Umwandlung des Klostervermögens in weltlichen Besitz vollzogen die Grafen 1550/60. Müntzer scheiterte mit seinen Bauernaufständen, aber Luthers Lehren konnten trotz großen Wiederstandes nicht aufgehalten werden.

Obwohl in den Herrschaftsgebieten der Schwarzburger, zu denen Kelbra gehörte, für die Verbreitung seiner Lehren harte Strafen angedroht wurden, setzten sie sich immer mehr durch. Die Klosterkirche wurde für die neugebildete evangelische Kirchengemeinde eingerichtet. Am 27.August 1607 wütet in Kelbra, der wohl verheerendste Brand, den die Stadt je verzeichnen musste. Die untere Marktstraße, Mittelgasse, Borngasse, Klostergasse, Kirche, Schule und Pfarrgebäude brannten nieder. Von der Kirche waren nur der östliche Teil und der untere Teil des Turmes erhalten geblieben. Beim Wiederaufbau der Kirche wurden die Mauern westlich erweitert, der Turm erhielt ein Zeltdach mit einer Laterne und neue Glocken. Eine neue Orgel wurde aufgestellt.
So erhielt die Stadtkirche 1809 eine kleine Glocke auf Kosten der Kirchenkasse, die schon 1810 wieder gesprungen war und umgegossen werden musste.

1840 wurde der Kirchturm repariert und ein neuer Knopf mit Wetterfahne angebracht. 1911 wurde eine Zentralheizung in der Kirche eingebaut. Dabei wurden 2 Gräber gefunden. Das erste war das des Präsidenten von Kraft, gestorben um 1780 und von seiner Frau. Beide Leichen waren so gut erhalten, dass Gesichtszüge, Haarfarbe, Kleidung und deren Farbe gut zu erkennen waren. Im 2.Grab lag eine Nonne aus dem 15.Jahrhundert. Zu erkennen waren gut erhaltene Schnallenschuhe aus Lederband benäht, in den Samtblusenfalten ein Veilchenstrauß. Unverständlicherweise wurden diese Leichen mit dem Schutt zum Spitzen Ried zum Wegebau gefahren. 1917 während des 1.Weltkrieges wurden zuerst die Orgelpfeifen und dann die 2 Bronzeglocken vom Turm geholt. 1937 wurde das Innere der Kirche erneuert und die schon stark angegriffenen Deckenmalereien aufgefrischt. Im 2.Weltkrieg wurden wieder 2 große Glocken eingeschmolzen.
1955 wurde eine Gussglocke angebracht. 1956 reparierte man das Turmdach, sowie Knöpfe und Wetterfahne, wobei im Knopf Dokumente von 1840 und 1891 gefunden wurden. Ende der 50er Jahre musste die Kirche baupolizeilich gesperrt werden, da wegen des Bauschwammes der Dachstuhl einzustürzen drohte. 1959 wurde mit Sanierungsarbeiten begonnen. Kirchenschiff und Dachstuhl wurden komplett erneuert. Dadurch mussten auch im Inneren der Kirche bauliche Veränderungen durchgeführt werden. Die 2.Empore wurde abgenommen und nicht wieder ersetzt. Die Kirchenstühle der Honoratioren wurden ebenfalls ausgebaut. Eine elektrische Bankheizung wurde installiert. Nach 4-jähriger Bauzeit wurde die Kirche am 29.9.1963 wieder an die Kirchengemeinde übergeben.

Das Klosterleben

Im Kelbraer Kloster hatte die Äbtissin 22 Insassen zu beaufsichtigen. Die Nonnen lebten nach sehr strengen Regeln. So musste sie ein Gelübte auf Lebenszeit ablegen. Sie unterwarfen sich  persönlicher Armut, verzichteten auf die Ehe und mussten absoluten Gehorsam leisten. Der Tagesablauf war genau durchgeplant und festgelegt. Die Abwechslung von körperlicher und geistiger Arbeit und natürlich gebeten war die Garantie für das Funktionieren des Klosterlebens. Fix – und Höhepunkte der Tag und Nachteinteilung waren Chorgebete. Acht Gottesdienste bestimmten das Leben der klösterlichen Gemeinschaft. Die Vigilie (Nachtwache) wurde gegen 2 Uhr nachts abgehalten und war der längste der Gottesdienste. Der 2.Gottesdienst, der Maturin, fand gleich nach Sonnenaufgang statt. Kurz nach Sonnenaufgang wurde schon die nächste Messe gefeiert, der Prien.

Zwischen Sonnenaufgang und Mittagsstand der Sonne wurde der Terz gehalten, dem mittags die Sext folgt. Wenn die Sonne im sinken war, wurde die Nou gehalten. Nach Sonnenuntergang versammelten sich die Nonnen um die Vesper zu beten. Bevor die Nonnen sich zur Nachtruhe in den Schlafsaal begaben, wurde der Complet abgehalten. Die Nonnen, welche sich zur Arbeit entfernt vom Kloster befanden wie in  Wirtschaftsräumen oder Werkstätten durften bestimmte Gottesdienste auch dort abhalten. Der Ausschluss vom Gottesdienst war eine schwere Strafe, die nur bei ungehorsam und Ausbruchversuch verhängt wurde.

Die Zeiten zwischen den Gottesdienst wurde zu körperlicher Arbeit und auch zur Lesung göttlicher Dinge genutzt. Die Pflicht zur Arbeit bestand für alle, auch für Äbtissin und ihre Stellvertreter. Dem Kloster war es untersagt, von außen Dinge in das Kloster zu bringen, die für Ernährung und Bekleidung benötigt wurden. Alles wurde im Kloster selber hergestellt. Neben der Arbeit für den eigenen Unterhalt übernahmen die Nonnen noch wichtige Aufgaben für die Bevölkerung von Kelbra und Altendorf. Dazu gehörte die Versorgung der Kranken und Gebrechlichen. Die Verabreichung von Speisen und Getränken für die Obdachlosen und Bettler, das erteilen des Schulunterrichts. Die Erledigung von Schreibarbeiten für die Bevölkerung sowie Spenden bestimmter Gaben bei Hochzeiten und Trauerfällen. Die Ordenstracht im hiesigen Zisterziensernonnenkloster bestand aus einem weißen Kleid mit schwarzem Schulterumhang, rote Kreuze waren auf Brust, Armen und Rücken aufgestickt. Das Haupthaar der Nonnen wurde geschoren und mit weißen Schleierumhüllt. Darüber wurde ein schwarzer Flor getragen.

Die Klosterlinde

Der Kirchplatz war früher der Klosterfriedhof. In seiner Mitte steht die alte Linde, die wahrscheinlich etwa zu der Zeit als die Grafen von Beichlingen das Nonnenkloster der Zisterzienser im 1251 stiftete, gepflanzt wurde.
Vielleicht aber auch schon um das Jahr 1000. Die sogenannte „1000 jährige Linde“ überlebte schwer geschädigt den großen Brand von 1607 und auch das eisige Frostwetter von 1988. Damals waren die Äste so stark vereist, dass ein dicker Ast unter der Eislast abbrach.

Georgii Kirche Kelbra KlosterlindeGeorgii Kirche Kelbra Klosterlinde

Mit den Jahren war der Hauptstamm etwas hohl geworden, daraufhin deckten ihn Naturschützer mit Blech ab, damit der Stamm nicht durch die Nässe fault. Schon 1899 schrieb Lehmann in der Chronik von Kelbra das die Linde bereits 1607 in verschiedenen Schriften die „alte Linde“ genannt wurde. Weiterhin schrieb er, dass sie um 1899 im unteren Teil abstirbt und der Zeitpunkt nicht mehr fern liegt, an dem der Baum dem Zahn der Zeit zum Opfer fällt. Aber noch bleibt zu hoffen, dass der Anblick „1000 jährige Linde“ noch ewige Zeit die Menschen erfreut.

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