1605 liegen die Brauherren von Kelbra im Streit mit der Gemeinde Berga, da diese begann innerhalb der Bannmeile Bier zu brauen. Dieser Streit wurde dahingehend geschlichtet, dass den Bergaern erlaubt wurde Bier auch anderswo zu kaufen, wenn in Kelbra nicht genug Bier vorrätig war.

1607 wütete ein verheerendes Feuer in Kelbra. Das war wohl der größte Brand den die Stadt wohl je verzeichnen musste. Die furchtbaren Feuerflammen schlugen aus dem nordöstlichen Teil der Stadt, wo der Brand ausgebrochen war. In wenigen Stunden stand beinahe die ganze Stadt in Flammen. Die untere Marktgasse, die Borngasse, die Klostergasse, Kirche, Schule, Pfarrgebäude und die Mittelgasse brannten. Vom Kirchplatz aus konnte man über die verbrannten, qualmenden Trümmer der Stadt sehen, alles war ein Aschehaufen. Die Verluste an Vieh und Wirtschaftsgeräten waren groß, die Not der Betroffenen war unsagbar. Eine Feuerversicherung gab es noch nicht, deshalb konnte es auch nicht die geringste Entschädigung geben. Mit Grauen erzählten noch die Kindeskinder von diesem Brandunglück. Für das Brandjahr hatten die Vorfahren eine besondere Bezeichnung ersonnen.

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Dieses bedeutete Brandjahr 1617, denn die groß geschriebenen Buchstaben sind römische Ziffer und zusammengezählt ergibt es die Zahl 1607. Zum Wiederaufbau der Stadtkirche spendete die Gemeindevertretung vom Altendorf 150 Gulden. Viele private Unterstützungen halfen den Opfern der Brandkatastrophe. Trotz dieser regsamen Nächstenliebe dauerte es teilweise recht lange bis die Häuser wieder aufgebaut werden konnten. Der Kirchenbau wurde mit dem Schul-u. Pfarrgebäuden bald nach dem Brand in Angriff genommen. Mit der zierlichen schmucken Klosterkirche verlor Kelbra seine schönste bauliche Zierde. Von ihr ist nur der östliche Teil erhalten geblieben sowie der untere Teil des Turmes. Nach dem Brand wurden die Mauern nach Westen erweitert. Der Turm erhielt ein Zeltdach mit Laterne. Die alte Linde vor der Kirche war vom Brand schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Zeigte zur Freude aller im nächsten Jahr wieder junge Triebe. Schon damals wurde dieser Baum in alten Schriften die „alte Linde" genannt, um sie herum wurden die ersten evangelischen Lehrerinnen beerdigt, wie vor ihnen schon die Nonnen. Nach dem großen Brand wurde auch das Pfarrhaus, die sogenannte Oberpfarre von Grund auf neu errichtet. Oberhalb des Eingangsportals wurde eine Gedenktafel mit einer lateinischen Inschrift angebracht.

Die deutsche Übersetzung lautet:

Die erhabene Gottheit ist die sicherste Zuflucht des Hauses vorzüglichster Bewohner sei Jesus, er sei der Schutzgeist durch dessen Gnade es gut, unversehrt, lange gesichert bleibt.


1608 läutete das erste Mal die neue Glocke vom noch nicht vollständig reparierten Stadtkirchturm. 1609 waren dann endlich wieder alle Glocken auf dem Turm. Das volle Geläut wirkte beruhigend auf die Menschen, die sich noch immer nicht von der Katastrophe erholt hatten.

1610 grassierte wieder die Pest in Kelbra und raffte in kürzester Zeit über 500 Menschen hin. Auch im nächsten Jahr trieb diese schreckliche Krankheit noch ihr Unwesen und die Zahl der Opfer stieg weiter an. 365 Menschen starben 1611 in Kelbra-Altendorf. Bei dieser großen Zahl war es bald nicht mehr möglich ordentliche Beerdigungen durchzuführen. Die Leichen mussten in Massengräbern begraben werden.

1612 wurden die ersten Bürgerhäuser vor dem Wassertor gebaut.

1616 brachte eine große Dürre, es war sehr heiß und kein Regen fiel. Die Saat verdorrte. Es wuchs kein Futter, das Vieh verhungerte. Schlimme Krankheiten befielen die Menschen und Tiere. Im Harz blühten die Frühlingsblumen erst im Herbst, nach dem es endlich regnete.

1621 schlug der Blitz in die Münzstätte und zerstörte diese. Sie wurde nicht wieder aufgebaut.

1623 erfolgten die Durchmärsche der Kriegstruppen durch Thüringen. Damit begann eine lange Leidenszeit für das gesamte Volk.

1626 musste Kelbra die ersten schrecklichen Erfahrungen mit durchziehenden Truppen machen. Die Soldaten hausten unmenschlich, sie raubten, plünderten, mordeten, vergewaltigten Mädchen und Frauen und brandschatzten. Die Einwohner flohen in die Wälder. Viele Greise und Kinder wurden auf der Flucht erschlagen. Kelbra musste 2000 Taler Kontribution zahlen. War dazu aber nicht in der Lage und musste sich das Geld in Leipzig leihen.

1626 kam zur Kriegsnot die fürchterliche Pest, die weitere Opfer in unserer Stadt forderte.

1627 trafen feindliche Truppen des Herzogs von Lüneburg in Kelbra ein. Sie brandschatzen, plünderten und trieben unerschwingliche Kontributionen ohne Gnade und Barmherzigkeit ein. Die Soldaten quartieren sich in den Bürgerhäusern ein. Wenn die Bewohner nicht schon geflohen waren, mussten sie alles an Lebensmitteln und Futter für die Pferde heranschaffen, ansonsten musste die Gemeinde dafür sorgen. Holz zum Heizen nahmen sich die Soldaten wo sie es fanden. War nichts mehr vorhanden wurde alles Brennbare aus den Häusern herausgerissen, so das Dächer und Wände zusammenstürzten. Als die Soldaten weiterzogen und die Bewohner aus ihren Verstecken zurück kamen, standen viele vor den Trümmern ihrer Häuser.

1627 zwang der kaiserliche Oberleutnant Christian Bitztum von Eckstedt die jungen Männer von Kelbra und Umgebung in die Armee. Bei Verweigerung prügelten und quälten sie die Einwohner jämmerlich und nahmen ihnen die Söhne der Stadt mit Gewalt.

1631 marschierte wieder viel Kriegsvolk durch die Goldene Aue und nahm in Kelbra auf die altbekannte und unerträgliche Weise Quartier.

1645 besetzten die Schweden unser kleines Städtchen. Von diesen wird berichtet, das sie schlimmer wüteten als alle vorangegangenen.

1646 musste Kelbra wieder Plünderungen durch kaiserliche Soldaten über sich ergehen lassen.

1650 ist die Grenze des Amtes Kelbra mit Schwarzburg durch setzen von Steinen festgelegt wurden.

1668 endete endlich dieser entsetzliche Krieg. Deutschland lag in Schutt und Asche. Die Landwirtschaft lag am Boden. In keinem Ort der Goldenen Aue hörte man Schafe blöken, Rinder brüllen, man sah weder Hühner noch Enten und Gänse. Der größte Teil der Äcker lag brach. Eine Anzahl von Kelbras Nachbardörfern ist nicht wieder aufgebaut worden. In Kelbra dauerte es lange bis die Menschen ihre Häuser aufgebaut hatten. Anfangs waren es auch nur armselige Gebäude. Der stark mitgenommene alte Rittersitz, der "Storkauer Hof" wurde nach dem Krieg überhaupt nicht mehr aufgebaut.

1673 wird von den Bürgern zu Kelbra gefordert, das sie zu Bauten an dem Schloss mit ihren Ackerpferden die Baufuhren und die Hintersättler (das waren diejenigen, die keine Pferde besaßen) alle Handdienste leisten.
Früher mussten die Ackerleute auch auf den herrschaftlichen Ländereien Frondienste (auch Bodendienste genannt) leisten. Dafür erhielten sie das sogenannte Botha-Brot als Lohn der Herrschaft. Zum Schlossbau musste ohne Ausnahme die ganze Bürgerschaft fronen, sogar die Ratspersonen. Weitere Frondienste mussten zum Straßen-u. Wegebau geleistet werden. Die Amtsinsassen waren ebenfalls verpflichtet den Geistlichen und Lehrern das Brennholz in die Wohnungen Zu schaffen.

1682 wütete ein großer Brand in der Stadt, der 8 Wohnhäuser samt Nebengebäuden in Asche legte.

1684 verkaufte Rudolf Wilhelm von Hacke sein Rittergut „ Alter Hof" an Wolf Heinrich von Arnswald.
Von Arnswald war eifrig bemüht das Grundvermögen seiner Familie, welches der 30jährige Krieg teilweise verschlungen hatte, wieder zu vergrößern. Dieses Vorhaben gelang den sorgsamen Hausherren vortrefflich.

1685 wurde das Dach der Stadtküche repariert.

1686 gab der Graf Albrecht Anton zu Schwarzburg den Weißbäckern von Stadt und Amt Kelbra eine Handwerksordnung.

1688 einigten sich Kelbra und Altendorf vertraglich über die gemeinsame Instandhaltung des Helmeufers und der Gräben oberhalb und unterhalb der Weidemühle.

1698 befindet sich das hiesige Schloss im Umbau, die Fröner sollten dazu verschiedene Baumaterialien anfahren, Rat und Bürgerschaft verweigerten diese Frondienste es wurde ein Prozess der verweigerten Fron geführt.

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