Von 1916 bis 1966 ratterte von Artern über Kachstedt, Borxleben, Ichstedt, Hackpfüffel, Tilleda und Sittendorf die Kyffhäuser-Kleinbahn nach Berga und Kelbra. Und dieses Jubiläum musste gewürdigt werden...

Von 1916 bis 1966 ratterte von Artern über Kachstedt, Borxleben, Ichstedt, Hackpfüffel, Tilleda und Sittendorf die Kyffhäuser-Kleinbahn nach Berga und Kelbra. Und dieses Jubiläum musste gewürdigt werden...

Kaum ein historisches Thema berührt die Menschen in der Goldenen Aue heute noch so sehr, wie eben diese Bahnanlage, ihr Personal und ihre Lokomotiven. Ungezählte Geschichten ranken sich um die 29,55 Kilometer lange Strecke.

Wohl mehr als 150 Einheimische und Interessierte fanden auch deshalb am Vormittag des 29.05.2016 den Weg nach Tilleda unterhalb des Kyffhäusers; neben Besuchern überwiegend aus dem Kreis Mansfeld-Südharz u. a. aus Artern, Voigtstedt und Ichstedt. Der Grund war, aus heutiger Sichtweise, Kreis- und sogar Ländergrenzen übergreifend: aus Anlass des Doppeljubiläums „100 Jahre Eröffnung bzw. 50 Jahre Stilllegung der Kyffhäuser-Kleinbahn Artern-Berga/Kelbra“ sollte die Einweihung eines verkehrstechnischen Denkmals mit Informationstafel am Ortsrand begangen werden.

Die mehr als gelungene Feierstunde in „Tille“, organisiert vom Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue sowie dem Heimat- und Schlossverein Roßla, zeigte erneut die innige Verbundenheit der Ortsansässigen und Landsleute mit ihrer Heimat und deren Geschichte. Im Mittelpunkt stand ein knapp drei Meter langes, rekonstruiertes Stück Gleisanlage mit Schotter und Schwellen, wobei die Gleise tatsächlich Originale der bis 1966 in Betrieb gewesenen Eisenbahn sind (unser Bild). Die feierlich enthüllte Info-Tafel daneben zeigt die Bahnstrecke, kurze Chroniktexte sowie historische Abbildungen. Als Festredner fungierten Michael Richter und Manfred Wirth (beide Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue) sowie Falk Getschmann (Heimat- und Schlossverein Roßla), flankiert von der politischen Prominenz der Gemeinde Tilleda bzw. der Stadt Kelbra.

Zur besonderen Überraschung hatten die Organisatoren zumindest einen Lokomotiven-Ersatz nach Tilleda bringen lassen können: eine Draisine, die als Dankeschön der Veranstalter von Matthias Erhardt aus Tilleda, Manfred Schröter aus Berga sowie Andreas Schmölling aus Artern (quasi als Vertreter einiger vormaliger Kleinbahn-Ortschaften) bis zum neuen Gleis-Denkmal manövriert werden durfte. Genannte drei „Eisenbahner“ wurden dafür und unter Applaus der vielen Besucher mit der Medaille „Für treue Dienste“ der Deutschen Reichsbahn geehrt. Zuvor hatten Mädchen und Jungen des Kindergartens sowie die Tanzgruppe Tilleda Lieder intoniert, deren Texte sich eigens auf die alte Bahnstrecke zwischen Artern und Kelbra bezogen.

Nach einer Stunde zog die Gästeschar zum Kirsch-Cafe unterhalb der Königspfalz, wo eine gleichfalls sehr gelungene Ausstellung zur Geschichte der Kyffhäuser-Kleinbahn in Augenschein genommen werden konnte (noch geöffnet bis zum ersten Juli-Wochenende 2016, immer samstags und sonntags zwischen 10:00 - 18:00 Uhr). Da wurde erinnert, gefachsimpelt und Informationen ausgetauscht, auch viele interessante Interna zur Kleinbahn-Geschichte und deren aktueller Aufarbeitung in Erfahrung gebracht!

An die Vertreter aus Artern gerichtet kam spontan und mehrfach die Frage, ob und wann eine Gedenktafel zum Jubiläum der Kyffhäuser-Kleinbahn ebendort errichtet werde? Ebenso, wie das wiederholte Bitten nach einer weiteren, damit 6. Auflage, der überaus erfolgreichen ARATORA-Schrift „Die Kyffhäuser-Kleinbahn Artern-Berga/Kelbra 1916-1966“, nach der noch immer fast täglich beim Arterner Heimatverein nachgefragt wird, nachdem die jüngste Auflage im April 2016 binnen nur weniger Tage vergriffen war.

Zwar kamen diese Anliegen etwas überrumpelnd, aber unmöglich ist beides nicht! Kommt Zeit, kommt Rat – und noch ist Zeit, denn das eigentliche Bahnjubiläum zum 100. ist ja erst am 20. Dezember 2016. Was aber viel wichtiger war: die Kreis- und Bundesländergrenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt wurde wieder einmal mit dieser schönen Veranstaltung in Tilleda „aufgeweicht“ und Tür und Tür für neue Kontakte und Ziele geöffnet, die z. B. auch auf dem Radweg auf der alten Kleinbahnstrecke wahrgenommen und vertieft werden können.

Andreas Schmölling
Heimatverein ARATORA

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